Samstag, 24. Januar 2009
 
BRD: Strike-Bike lebt PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von Bernhard Redl   
Freitag, 23. Mai 2008

Das Projekt "Strike-Bike" entstand durch Aufkauf und Schließung einer Fahrradfabrik durch eine "Heuschrecke". Die Belegschaft wollte das nicht hinnehmen, besetzte die Firma und baute als kurzfristiges Projekt ein Fahrrad in Eigenregie. Dann war endgültig Schluß mit der Produktion. Aber endgültig muß nicht immer endgültig bleiben.

Das “Strike-Bike”, das Produkt aus einer “abgewickelten”, aber dann von der Belegschaft besetzten Fahrradfabrik im thüringischen Nordhausen machte im Herbst 2007 Furore. Unter anderem mithilfe anarchistischer Gewerkschaftsgruppen konnten damals binnen zwei Wochen 1800 Bestellungen eingefahren, die knallroten Streikräder im Oktober produziert und in alle Welt (sogar bis nach Australien) ausgeliefert werden.

Irgendwie hatte die Belegschaft gehofft, daß sie im Anschluß an diese Produktion doch noch einen Investor für das stillgelegte Werk finden könnte, doch daraus wurde nichts. Am 31.10. wurde mit einer Abschiedsfeier die Werksbesetzung aufgelöst und die verbliebenen 109 Mitarbeiter der Firma Bike Systems gingen in eine Transfermaßnahme über, die nach Verhandlungen mit dem Insolvenzverwalter gestartet wurde und hauptsächlich Umschulungen beinhaltet. Die gesamte Produktionsanlage wurde noch im November demontiert, um ins lohngünstigere Ungarn transportiert zu werden.

Doch durch die Produktion des Strike-Bikes waren vielfältige neue Kontakte geknüpft worden und das Angebot eines großen Fahrradhändlerverbandes auf Abnahme von 20.000 Fahrrädern jährlich stand immer noch. Und so gründeten 21 der früheren Beschäftigten eine neue Firma, erwarben eine alte, aber nach Angaben der Strike-Bikers sehr gute Fahrrad-Produktionslinie, die schon früher in der alten Firma einmal im Gebrauch war und konnten sogar die alten, nun leerstehenden Fabrikshallen wieder anmieten — seit kurzem wird daher wieder produziert. Die neue Firma hat nach wie vor kein Kapital, weil eben kein großer Investor gefunden werden konnte, aber dafür kann man einen Betrieb, der den Beschäftigten selbst gehört, nicht mehr so einfach an irgendeinen Spekulanten verkaufen. Zur Folge hat das aber auch, daß der Betrieb immer noch auf die Produktion auf Vorauskasse angewiesen ist: Wie beim Strike-Bike wird zuerst das Produkt vorgestellt, dann die Bestellungen abgewartet und erst wenn genügend eingetrudelt sind, mit der Produktion begonnen.

Eben wurde eine neue Bestellphase abgeschlossen, 2000 28-Zoll-Räder sind derzeit in Produktion: Schwarze Fahrräder, wahlweise mit der Beschriftung "Volksrad" oder "Strike Bike 2.0". Nachbestellungen sind jetzt noch möglich. Weitere Produkte sollen folgen, unter anderem auch ein Fahrradanhänger und vor allem Räder mit mehr als den bisher strikebike-obligatorischen drei Gängen, was speziell hierzulande die Kaufwilligen sicher freuen wird.

Weitere Infos:
http://www.strike-bike.de/

Tel. 0049/172/573028 4

Photo: Werksphoto Strikebike

Siehe auch
DAZ, 25.9.2007
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